1905: Radlertreffpunkt Stinkenbrunn

Um 1900 war Radfahren eine Trend-Freizeitaktivität (für Männer), vergleichbar mit dem Motoradfahren heute. Ein Fahrrad war modern und auch für bürgerliche Kreise erschwinglich. In Wien bestanden rund 20 Radfahr-Verein, die in den Sommermonaten jedes Wochenende zu Touren ausrückten.

Steinbrunn, damals noch als Büdöskut (Stinkenbrunn) in Ungarn gelegen, war damals für die Wiener Radler ein beliebtes Ausflugsziel. Das belegen mehrere Meldungen in Zeitungen.

So etwa rief der Wiener Radfahr-Club 1895 „Condor“ zu einer „Klubpartie“ am Sonntag, 28. August 1905 ein. Treffpunkt war um 5 Uhr früh am Portal der Votivkirche in Wien mit dem Ziel Steinbrunn. Voraussetzung solcher Gemeinschaftsfahrten war natürlich, dass am Zielort eine entsprechende Gastronomie für eine größere Gruppe vorhanden war. Wo die Radler in Steinbrunn genau einkehrten, ist nicht überliefert. Damals bestanden aber mehrere größere Gasthäuser, etwa die Gasthäuser Koprislowits (wo heute das Gemeindeamt steht) und Laszakowits (Teichgasse).

Die Radfahrt war beim damaligen Zustand der Straßen (kein Asphalt, kaum Schotterung) und Radmaterial (kaum Federung, keine Gangschaltung) sicher eine sportliche Challenge. Laut modernen Routenplan würde man heute für die rund 60 Kilometer von der Votivkirche nach Steinbrunn rund 3 Stunden benötigen. Für 1905 können wir sicher von der doppelten Zeit ausgehen. Demnach wäre die Partie um die Mittagszeit in Steinbrunn gewesen und hätte hier gegessen. Wahrscheinlich wurde für eine Strecke die Route über die Triester Straße und Wiener Neustadt über die Grenze bei Ebenfurth genommen, für die andere Strecke die Route über Hornstein, Grenze bei Wimpassing und über Ebreichsdorf nach Wien.

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