Die aufgebrochene Gemeindekasse

In alten Unterlagen tauchte ein Foto, dass einen aufgebrochenen Tresor zeigt. Es könnte sich um eine Aufnahme handeln, die aus Dokumentationszwecken 1933 gemacht wurde.

Das Bild zeigt einen Tresor, der seitlich aufgebrochen wurde. Das Blech der Seitenwand wurde offenbar durchbohrt und dann mit einem Metallschneider zu einem großen Loch erweitert. In die innere Wand wurde ein faustgroßes Loch gebohrt, durch das gerade eine Hand greifen konnte.

Der Tresor wurde offenbar genau in der Lage abfotografiert, in der er aufgefunden wurde. Die Wand im Hintergrund zeigt die Wandbemalung, die die Räume der Gemeindekanzlei vor dem Zweiten Weltkrieg im Haus des Notärs (abgerissen, neben dem heutigen Rathaus) aufwiesen.

Vom Einbruch in Gemeindekasse 1933 informiert ein Zeitungsartikel:

Gemeindekasse erbrochen — Kürzlich nachts wurde in Stinkenbrunn die Gemeindekasse erbrochen und Bargeld im Betrage von 1166 Schilling entwendet. Ein gesondert verwahrter Geldbetrag von 4269 Schilling konnte von den Tätern nicht geraubt werden. Der Verdacht des Einbruches richtet sich gegen den berüchtigten Kassenschränker Robert Blasitsch aus Pottendorf in Niederösterreich. nach dem vom Gendarmerieposten Neufeld, sowie vom angrenzenden Posten eifrigst gefahndet wird[1].

Der Tresor am Foto wurde professionell aufgebrochen – ein weiteres Indiz, dass es sich um den Diebstahl aus dem Jahr 1933 handelt. Wie die Sache ausgegangen ist und der „Kassenschränke“ Blasitsch gefasst und überführt wurde, ist nicht bekannt.

Die Angaben in der Zeitungsmeldung wurden später korrigiert. In der Gemeinderatssitzung im März 1933 wurde Folgendes festgestellt:

Februar in der früh die Gemeindekassa aufgebrochen und daraus S 1063,70 gestohlen, der Schaden wurde durch Einbruchversicherung ersetzt

Es wurden also knapp 100 Schilling weniger gestohlen und der Schaden wurde der Gemeinde ersetzt. 1933 war wirtschaftlich ein schlechtes Jahr für die Gemeinde (wie die vergangenen und zukünftigen Jahre auch). Dem Gemeindegasthaus – heute Gemeinschaftshaus – drohte der Abriss.


[1] Oedenburger Zeitung – 2.12.1933 – Seite 2:

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