Bei dieser Geschichte hört man die Stimmen und Meinungen heraus, wie über dieses Ereignis damals im Dorf getratscht wurde.
Es muss eine Sensation gewesen sein: August Kopriszlovits (auch Koprislowits), Besitzer des gleichnamigen Gasthauses im Zentrum des Ortes (wo heute das Gemeindeamt steht), hatte in der Budapester Klassenlotterie den Haupttreffer gelandet. Das „Neues Wiener Tagblatt“ vermeldete im Oktober 1898:
(Hunderttausend Kronengewinn) Aus Stinkenbrunn wird uns geschrieben: Gelegentlich der letzten in Budapest stattgehabten Ziehung der Classenlotterie fiel der Treffer von hunderttausend Kronen dem hiesigen gutsituirten Gastwirth August Kopriszlovits zu.
100.000 Kronen waren eine riesige Summe, durchaus vergleichbar mit einem Lotto-6er heute.
Besonders interessant ist es, dass diese Geschichte aus Steinbrunn an eine Wiener Zeitung weitergegeben worden ist. Das funktionierte in der Regel so, dass jemand eine Meldung in die Redaktion absetzte, für die er auch ein kleines Honorar erhielt. In Steinbrunn war offenbar regelmäßig der Dorflehrer Andreas Kuzmits für das „Tagblatt“ tätig . Es fragt sich, ob die Mitteilung und der süffisante Hinweis auf den „gutsituierten Gastwirth“ mit Wissen und Duldung des glücklichen Kopriszlovits erfolgte oder einem gewissen Neid auf jemanden, der durch Glück noch reicher wurde, geschuldet war. Eine Gewinnmitteilung der Klassenlotterie erfolgte zu dieser Zeit jedenfalls nicht durch Nennung der Namen der Gewinner, sondern durch die Veröffentlichung der Losnummer.
August (Agoston) Kopriszlovits (1849-1910) ist einer der wenigen seiner Zeit, die bis heute in Steinbrunn präsent geblieben sind. Die Gruft (samt einem Kenotaph (Scheinsarkophag) auf dem Gruftdeckel) seiner Familie ist bis heute an prominenter Stelle am Friedhof erhalten geblieben. Kopriszlovits war erster Leiter der Steinbrunner Feuerwehr, Gastwirt, Vieh- und Weinhändler und reiste regelmäßig nach Wien, Linz, Graz und Budapest.
