Das Erbauungsjahr des Steinbrunner Jagdhauses lässt sich mit 1793 genau datieren. Die Umstände, die zum Bau führten, sind bemerkenswert.

Das Jagdschlössl, 2014 vor der Sanierung
Gerhart Grafl schreibt in seiner Diplomarbeit über die Bautätigkeit der Esterhazy im 18. Jahrhundert:
„Dass Fürst Anton das Geld mit vollen Händen ausgab, beweist die Tatsache, dass er 1792-1793 gleichzeitig mit dem Jagdhaus und Jagdschloss auf dem Föllik, nicht einmal 5 Kilometer entfernt, im Hartlwald bei Steinbrunn ein weiteres Jagdhaus errichten ließ, dessen Kosten sich auf 8583 Gulden beliefen.“
Es ist anzunehmen, dass für beide Bauten (Steinbrunn und Föllik/Großhöflein) die gleichen Baumeister und Künstler beschäftigt wurden. Das zeigt die ähnliche Anlage, der Stil und die Ausführung der beiden Gebäude.
Anmerkungen:
Die rege Bautätigkeit von Fürst Anton I. Esterhazy muss im Zusammenhang mit anderen Ereignissen gesehen werden.
1.
1790 wurde der Bauherr des Steinbrunner Jagdhauses, Anton I. Esterhazy (Bild), Majoratsherr, er folgte seinem Vater Nikolaus als „Chef“ der Esterhazy nach.
Foto: Wikipedia
Anton I. erbte einen riesigen Schuldenberg von heute rund 3,8 Millionen Euro. Wie reagierte er? Er sparte, in dem er die berühmte Hofkapelle unter der Leitung von Josef Haydn auflöste. Haydn verließ Eisenstadt und ging nach Wien. Andererseits gab Anton aber riesige Summen für Jagdprojekte aus.
Einige Beispiele aus der nahen Umgebung:
- 1793: Steinbrunn, Errichtung eines Jagdhauses im Hartlwald, zeitgleich Erneuerung und Ausbau bestehender Fasanerien in Steinbrunn
- ab 1790: Trausdorf Fasangarten, Umbauarbeiten
- 1791-93: Großhöflein Föllik: Errichtung des Jägerhauses 1791/92, Anlage des Jagdreviers ab 1791, Errichtung des Jagdschlosses „Rendezvous“
2.
1789 begann die französische Revolution, die sich auch gegen die Prunk- und Verschwendungssucht des Adels richtete. Im Machtbereich der Esterhazy war man von diesen neuen aufklärerischen und republikanischen Strömungen unbeeindruckt. Nur so ist zu verstehen, dass ausgerechnet in dieser Zeitenwende ungeheure Summen in die herrschaftliche Jagd investiert wurden, die ausschließlich zum Vergnügen und zur Versorgung des Adels dienten.
Quelle: Gerhard Grafl, Die Bautätigkeit der Fürsten Esterhazy im ausgehenden 18. Jahrhundert, Wien 2010.