Erstaunlich: Man weiß erst seit 64 Jahren exakt, wie hoch der Turm der Steinbrunner Pfarrkirche ist. Und: Hätte ich die Höhe schätzen müssen, wäre ich ordentlich daneben gelegen. Der Turm ist doch deutlich höher als geschätzt.
Die genaue Vermessung vieler Kirchentürme im Nordburgenland ist ein Nebenprodukt des Baus der großen Ringwasserleistung im Nordburgenland ab 1952. Zuvor gab es sehr wenige Höhenangaben, viele sind auch im Weltkrieg zerstört worden. Im Zug der Vorbereitungen der Planung der Wasserleitungen gab es daher umfangreiche Höhenvermessungen, um das Gefälle der Leitungen zu berechnen. Als Fixpunkte wurden unter anderem die Kirchen und Kirchtürme verwendet, da diese kaum baulich verändert werden. Im Sommer 1951 wurden die Messungen im Nordburgenland vom Bundesvermessungsamt vorgenommen. Der Turm der Steinbrunner Pfarrkirche war dabei einer der Höhenfixpunkte. Noch heute ist die Plakette mit dem „Triangulierungspunkt“ an der Außenseite der Kirche (genau hinter dem Chor) zu sehen:
Im Rahmen der Messung wurde aber auch die Höhe des Kirchturm genau bestimmt: stolze 31 Meter!
Das entspricht immerhin einem Viertel der Höhe des Südturms des Wiener Stephansdoms. Auch andere Kirchtürme wurden vermessen. Die Zillingtaler ist um einen Meter höher wie der Steinbrunner (32 Meter), der von Pöttsching ist 29 Meter hoch. Auffallend ist, dass der Großteil der Kirchtürme in der Umgebung um die 30 Meter hoch ist. Ein „Außreisser“ ist der Kirchturm von Kleinhöflein, der imposante 40 Meter misst.
Quelle: Karl Ulbrich: Das neue staatliche Höhennetz des Nordburgenlands, Burgenländische Heimatblätter, 1953, 44.