Der „Karner“ am Friedhof gibt Rätsel auf

Am Steinbrunner Friedhof steht der sogenannte Karner, heute leider ein unordentlicher Abstellraum mit eingeschlagenen Fenstern, auf dessen „Dach“ das Denkmal für die heimischen Gefallenen der Weltkriege steht. Dabei ist der Bau älter als man denkt – und gibt einige Rätsel auf.

Der Karner auf dem Friedhof

Der Karner auf dem Friedhof.

Im „Dehio Burgenland“, dem bekannten Kunstführer, wird der Steinbrunner „Karner“ als kleiner, zum Teil unterirdischer Rechteckbau mit einem Rundtonnengewölbe beschrieben, an dem zweiläufige seitliche Treppen zu einer Plattform führen, die mit einer halbrund geschlossenen Rückwand ausgestattet ist.

Das sind die Besonderheiten:

  • Der Bau wird in die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert, ist also mehr als 350 Jahre alt und damit nach Kirche und Gemeinschaftshaus das wahrscheinlich drittälteste erhaltene Gebäude in der Gemeinde.
  • Die Lage in Bezug auf die Kirche ist einzigartig: Der Bau liegt im Westen, Karner wurden aber stets im Süden der dazugehörenden Kirche errichtet.
  • Dem Aussehen nach erinnert der „Karner“ eher an einen kleinen Kalvarienberg.
  • Als die Pfarre 1713 visitiert wurde, wurde im Bericht dazu festgehalten, dass auf dem Friedhof ein „Ossarium„, also ein Knochenhaus (Karner), steht. Auf diesem „ossarium“ stand damals ein großes Kreuz mit den Statuen der Jungfrau Maria und des hl. Johannes „nach Art eines Kalvarienberges angeordnet“.
  • 1932 wurden diese Skulpturen entfernt und das noch heute bestehende Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege errichtet (1956 ergänzt). Was mit den Skulpturen passiert ist, war noch nicht herauszufinden.
  • Das Untergeschoss könnte ursprünglich als „heiliges Grab“ gedient haben. Oder es ist tatsächlich schon immer als Karner verwendet worden.

Am „Karner“ finden sich zahlreiche Spolien. Das sind Teile von anderen (älteren) Skulpturen und Gräbern, die hier verbaut wurden. Ein genauer Blick darauf lohnt sich.

Quelle: Friedrich Berg, Karner und Gruftkapellen im Burgenland; Wiss. Arbeiten aus dem Burgenland Bd 71, 201.

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