1881: Wilder angeschossen und liegen gelassen?

In Bearbeitung!!

Gräßliches Ende eines Wilderers.
Aus Hornstein wird der „Vorstädt-Ztg.“ der nachstehende geradezu unglaublich erscheinende Vorfall berichtet: „Dem Taglöhner Michael Kutsenits ans Hornstein gelüstete es nach Fasanenbraten, zu welchem Behufe er sich in das fürstlich Eszterhazy’sche Fasanen-Revier „Hartl“ bei Stinkenbrunn begab. Kaum eine halbe Stünde am Anstande, wurde er schon von dem dortigen Forstjäger gefaßt, doch gelang es ihm, dem Jäger auszureißen und zu entfliehen. Er war aber kaum zehn Schritte weit gelaufen, als hinter ihm ein Schuß krachte, der ihn niederstreckte. Er raffte sich dennoch auf, um weiter zu entkommen; der Jäger sendete ihm nun die zweite Ladung seines Doppelgewehres nach und Kutsenits, abermals getroffen, stürzte nun zum zweitenmale nieder, ohne die Fähigkeit zu besitzen, sich nochmals zu erbeben. Dies ereignete sich am 26. December, am zweiten Weihnachtstage 3 Uhr Früh, und der Aermste, welcher wahrscheinlich, um besser laufen zu können, bloßfüßig war, lag an derselben Stelle, auf welcher er zusammengebrochen war, ohne jede Nahrung und unter Schmerzen bis zum 29. December, 4 Uhr Nachmittags, somit drei Tage und dreizehn Stunden. Auf dem letzten Tage endlich wurde durch sein Wehgeschrei ein Stinkenbrunner Insasse aufmerksam, der den Unglücklichen im Gebüsche verkrochen und mit erfrorenen Füßen auffand. Der Aussage des Wilderers nach kam der Jäger täglich nachsehen, ob er noch lebe, bei welcher Gelegenheit Kutsenits den selben bat, er möge ihm helfen oder ihn durch Niederschießen von seinem Leiden befreien. Doch vergebens. Kutsenits wurde nach Hornstein gebracht: nachdem ihm aber bei seine Mittellosigkeit nicht die nöthige Nahrung verabreicht, geschweige denn eine ordentliche Pflege gegeben werden konnte, mußte derselbe nach Eisenstadt in das dortige Krankenhaus überführt werden, wo er am 7. Jänner seinen Leiden erlag. Kutsenits hinterläßt eine Familie von vier unmündigen Kindern und ein Weib, das sich derzeit in gesegnete Umstände befindet.“ Dem Gewährsmanne der „Vorstadt-Ztg.“ zufolge, dem wir auch die volle Verantwortung betreffs Richtigkeit seiner Mittheilung überlasten müssen, ist über den Vorfall bis jetzt noch keine gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden.

Quelle: Die Presse – 18810111 – Seite 15

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