1945, Bergwerk: Wien steigt wieder ein

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war die Stadt Wien in das Bergwerk bei Zillingdorf-Steinbrunn eingestiegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es wieder soweit.

Das Engagement der Stadt Wien hatte in beiden Fällen einen guten Grund: Brennstoffmangel. Vor dem Ersten Weltkrieg waren die Reviere in Böhmen und Polen oft blockiert und die Versorgungssicherheit nicht mehr gegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Infrastruktur brach, der Wienerwald war auf der Suche nach Holz geplündert und man suchte händeringend nach günstigen, machbaren Alternativen.

Da kann der in Steinbrunn – aus Not – wieder aufgenommene Tagbau in der Neuen Siedlung gerade recht. Die Stadt Wien stieg ein und sorgte – gemeinsam mit der kurzfristigen Abnahme in einigen Industriebetrieben – für Gewinne in Steinbrunn. Der Boom hielt leider nicht lange, 1953 wurde das Abbau geschlossen.

Im November 1945 erschien folgender Zeitungsartikel:

Ein Braunkohlenbergbau der Gemeinde Wien

Der Stadtsenat hat die Aufschließung eines Braunkohlenbergbaues in der Gemeinde Stinkenbrunn bei Ebenfurt genehmigt und hat dafür einen Sachkredit von 500.000 RM bewilligt. Der Bergbau in Stinkenbrunn wird von den Wiener städtischen Elektrizitätswerken betrieben werden. Die dort geförderten Kohlen werden zum Teil im städtischen Elektrizitätswerk in der Engerthstraße, das für die Verfeuerung dieser Kohlensorte eingerichtet ist, verbraucht werden. Zum anderen Teil werden sie der niederösterreichischen Industrie, die jetzt hochwertige Grünbacher Steinkohle verfeuert, geliefert. Dadurch wird Grünbacher Steinkohle frei, die dann im Kraftwerk Simmering unserer Elektrizitätserzeugung nutzbar gemacht werden kann. Auf diese Weise werden die Wiener Elektrizitätswerke in absehbarer Zeit wieder imstande sein, die über die Leistungsfähigkeit der Wasserkraftwerke gehende Stromspitze durch die Erzeugung kalorischen Stroms zu decken.

Quelle: Weltpresse, Wien, Freitag 23. November 1945, Seite 5

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