In einem Buch über das Kriegsende im April 1945 in Österreich findet sich auch der Bericht des langjährigen Steinbrunner Bürgermeisters Fritz Robak. Der schlichte Titel des Textes „In Steinbrunn“. Hier wichtige Passagen aus dem (vergriffenen) Buch, die allerdings auch viele Fragen offen lassen.
Am Ostersonntag, dem 1. April, hatte der deutsche Rückzug aus Ungarn eingesetzt. Die Russen hatten die Front bei Ödenburg durchbrochen und richteten von dort ihren Stoß zunächst nach Westen. Um 12.30 Uhr wurden bei der Nachbargemeinde Zillingtal die ersten russischen Panzer gesichtet. Die von Obergruppenführer Sepp Dietrich befehligte SS-Elite-Division begann fluchtartig den Ort zu verlassen. Die Bevölkerung flüchtete in die· Keller.
Aus dem Text geht nicht hervor, ob sich der berüchtigte SS-Mann Dietrich tatsächlich Anfang April in Zillingtal aufgehalten hat oder Robak sich nur auf SS-Einheiten von Dietrich bezieht.
Verschwiegen wird auch die Tatsache, dass mit den sich zurückziehenden deutschen Truppen tausende Flüchtlinge Richtung Westen zogen und es auch in diesen letzten Tagen der Nazi-Herrschaft zu Plünderungen kam.
Gegen 14 Uhr fuhr ein versprengtes deutsches Sturmgeschütz durch Steinbrunn. Bei der Ortskapelle blieb es stehen, da es anscheinend an Treibstoff fehlte. Nach mehreren Startversuchen gelang es wohl, ruckweise weiterzufahren aber dann merkte die Besatzung, daß eine Flucht zu Fuß erfolgreicher schien und schoß mitten in der Ortschaft zwei Panzerfäuste gegen das Fahrzeug, das ausbrannte. Bald erschütterte eine furchtbare Detonation die Umgebung. Munition und glühende Phosphorteile flogen durch die Luft. Alle Fenster in diesem Teil der Hauptstraße gingen in Scherben. Ein Haus brannte bis auf die Grundmauern ab, an einem anderen Haus wurde das Dach stark beschädigt.
Vermutlich handelt es sich bei dem „Sturmgeschütz“ um den „Panzer“, dessen Überreste noch Jahre nach dem Krieg auf der Hauptstraße standen und die einen beliebten Spielplatz für die Kinder darstellten.
Um 16 Uhr marschierte russische Infanterie durch Steinbrunn in Richtung Neufeld an der Leitha. Die Panzer fuhren außen über die Felder, um eventuellen Sperren auszuweichen. In Neufeld war die Leithabrücke gesprengt, so daß der sowjetische Vormarsch ins Stocken kam und Artillerie und Granatwerfer eingesetzt wurden. Die Granaten flogen über Steinbrunn. Abschuß und Einschlag sowie das Pfeifen hörte man auch in den Kellern. Mehrere. Männer hissten am noch schwelenden Sturmgeschütz eine seit 1934 versteckte rote und eine weiße Fahne.
Der letzte Satz ist der einzige Hinweis im Text auf den „Volkssturm“, also jene letzte Aufgebot aus den Reihen der Bevölkerung, das zur Verteidigung der Dörfer eingesetzt wurde.
Die Bewohner verließen die Keller und suchten wieder ihre Häuser auf. Wertvolle Gegenstände wurden versteckt, Nahrungsmittelvorräte ängstlich gehütet. Russische Soldaten holten aus den Kellern Wein für die Truppen, Uhren wurden entwendet.
Im Ort wurden behelfsmäßig Lazarette und Verbandsplätze eingerichtet. Am nächsten Tag erfolgte ein deutscher Luftangriff auf die russische Marschkolonne entlang der Straße nach Neufeld an der Leitha. Es gab Tote und Verwundete. Die Russen holten Männer aus den Häusern, um sie zu verschiedenen Arbeiten heranzuziehen.
Unser Ort war nun befreit, aber wir waren noch nicht frei trotzdem gab es Grund zur Freude. Für uns war der Krieg zu Ende. Was jetzt über unser Land hereinbrach, wurde als Folge der Naziherrschaft und des Krieges empfunden, und man hoffte auf eine baldige Normalisierung. Tausende russische Soldaten mit Panzern und Sturmgeschützen wurden einquartiert. Monatelang zogen Truppenteile, Panzereinheiten, aber auch Fremdarbeiter durch den Ort, und die Bevölkerung war Plünderungen und verschiedenen Drangsalierungen ausgesetzt: Möbel, Geräte, Vieh, Kleider, Wäsche und alles, was brauchbar war, wurde mitgenommen. Viele Landwirte verloren in diesen Tagen das letzte Pferd und die letzte Kuh. Auch Schweine und Geflügel wurden rücksichtslos requiriert. Es gab kein Saatgut, keine landwirtschaftlichen Maschinen, kein Futter und keine Arbeitskräfte für die Bestellung der Felder.
Sicherheit war ein unbekannter Begriff, und auch nur das Nachbarhaus aufzusuchen war mit Lebensgefahr verbunden. Die Felder wiesen Merkmale eines Kriegsschauplatzes auf. Unbegrabene Tote, Tierkadaver, Auto- und Panzerwracks und herumliegende Handgranaten mußten weggeschafft werden. Verkehrsmittel waren nicht vorhanden, die Landwirtschaft war verwahrlost, die Verwaltung zusammengebrochen, die Stromversorgung vollständig ausgefallen; wer einige Kerzen auftreiben konnte, wurde beneidet. So hat es in den Apriltagen 1945 in unserer Gemeinde ausgesehen. Das waren die Folgen der Greueltaten, die auf Befehl einer verantwortungslosen Führung begangen worden waren.
Quelle: Franz Danimann, Hugo Pepper (Hrsg.): Österreich im April ’45. Die ersten Schritte der Zweiten Republik, Wien 1985
Hallo Bernhard, es handelte sich um eine Panzerhaubitze:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Panzerhaubitze_Hummel
Ps: ein Stück vom Rohr hat man abgetrennt, vergraben und später hat es Franta Vickerl ausgegraben und es liegt bis heute in seinem Garten in der Arbeitergasse.
Es gibt auch Photis von der Haubitze
Lg
WOLFGANG
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