Die Messe am Palmsonntag gehört für die Steinbrunner zu den Höhepunkten des Kirchenjahres. Jedes Jahr singt an diesem Feiertag ein Männerchor die komplette Passion Christi – eine Steinbrunner Besonderheit. Heute, Palmsonntag 2016, wurde diese Tradition wieder gepflegt – und für die Zukunft gesichert.
Die Passion wird nach dem Wortlaut des Matthäus-Evangeliums in burgenland-kroatischer Sprache gesungen. Die Texte werden als Psalmodie aufgeführt, also wie Psalmen gesungen. Einzelstimmen intonieren die direkten Reden der Personen in der Bibel (Jesus, Petrus, Hohepriester, Judas, Pilatus) und den erzählenden Text des Evangelisten. Kleine Gruppen singen die Zeugen und die Mägde, die die Bibel nennt. Der gesamte Männerchor singt dann, wenn in der Bibel mehrere Personen sprechen (zB mehrere Apostel, Stimmen aus dem Volk).
Die Charaktere der biblischen Personen spiegeln sich in der Psalmodie wider. Die „Bösen“ wie Judas, Pilatus und der Hohepriester werden nicht nur von Bassstimmen gesungen, der Finalis (Schlusswendung) des gesungenen Zitates fällt hier um eine Terz vom Tenor (Grundton der Psalmodie) „in die Tiefe“. Bei Jesus und dem Evangelisten (beide Tenorstimmen) verziert der Finalis „in die Höhe“ über den Tenor. Diese Psalmodien sind mit Sicherheit ursprünglich und sehr alt. Der vierstimmige Gesang des Chores basiert auf einem Satz von Jakob Dobrovich, der aber die ursprünglich Melodie übernommen hat.
Laut Pfarre wurde die Leidensgeschichte schon vor dem Ersten Weltkrieg am Palmsonntag in Steinbrunn gesungen. Nach 1945 hat der Direktor der Volksschule, Oberschulrat Jakob Dobrovich (1911-1984, der Gründer der Tamburizza Steinbrunn) die Tradition mit einigen engagierten Männern wieder aufgenommen.
Nach einer mehrjährigen Unterbrechung wird die Passion wieder ab 1985 bis in die Gegenwart jedes Jahr aufgeführt. Treibende Kraft hinter der Wiederbelebung dieser Steinbrunner Besonderheit 1985 war Johann Palkovits (vulgo Mihan (Hofname)), der langjährige musikalische Leiter der Tamburizza Steinbrunn. Nach 31 Jahren übergab Johann Palkovits heute, 20. März 2016, die Leitung des Männerchores an seinen Sohn Hubert Palkovits, der schon seit vielen Jahren mitsingt und in Zukunft die Leitung übernehmen wird. Damit ist diese Steinbrunner Tradition für die Zukunft gesichert.
Der Begleittext zum Passions-Singen, der von der Pfarre ausgegeben wurde, nennt für die Wiederbelebung von 1985 folgende „Original-Besetzung“ des Männerchors:
- Evangelist: Dr. Gerhard Mitrovits
- Jesus: Johann Palkovits (vulgo Mihan)
- Hohepriester: Stefan Milalkovits
- Judas: Franz Milalkovits
- Petrus: Robert Laszakovits
- Zeugen: Friedrich Knessel, Stefan Milalkovits
- Mägde: Friedrich Knessel
- Pilatus: Johann Palkovits jun. (vulgo Sikarov)
- Chor: alls Solisten und Johann Plohovits (vulgo Bilin), Johann Ibeschitz (vulgo Juricin), Johann Palkovits sen. (vulgo Mihan), Fritz Raithofer und Franz Laszakovits.