Die Römer gingen in Steinbrunn baden

Alphons Barb, der Mitgründer des burgenländischen Landesmuseums, hatte 1932-34 archäologische Ausgrabungen in Steinbrunn geleitet. 1949 zog er in seinem Londoner Exil bemerkenswerte Schlüsse aus den Grabungsergebnissen. Er glaubte, dass in Steinbrunn im späten 4. Jahrhundert ein militärischer Stützpunkt der Römer lag.

Die Grabungen fanden zwischen der heutigen Autobahn und der Bahnlinie östlich vom Hartlwald statt (Parzellen 1715, 1736/37, 1495, 1501, 1502/3, 1946, 1499-1506 (alte Nummerierung)). Zur Grabung wurden Arbeitlose des „Freiwilligen Arbeitsdienstes“ aus der Umgebung herangezogen.

GrabungenBahndammkl

Aufnahme von den Grabungen 1932 (Fotograf nicht bekannt). Zu sehen sind römische Fundamentreste.

 

 

Barb dokumentierte fünf Gebäude mit römischen Fundamenten. An der Oberfläche war von diesen Gebäuden nichts mehr zu sehen und es zeigte sich, dass die Gebäude auch in den Fundamenten sehr beschädigt waren. Anhand der aufgesammelten Tonscherben schloss Barb, dass an dieser Stelle von der Spät-Laténe-Zeit bis ins Mittelalter ständig Menschen wohnten.

Es wurden Ziegel der 10. römischen Legion gefunden, die aus der Zeit von Kaiser Valentinian stammen und den sogenannten Ursicinus-Stempel (Beispiele)  aufweisen. Der Fund dieser Militär-Ziegel ist für Barb ein Indiz dafür, dass hier in Steinbrunn ein militärische Posten der Römer bestanden habe.

Weiters wurde ein kleiner Schatz von Bronzemünzen gefunden, der in einem Gebäude offenbar versteckt war und später durch das Pflügen etwas zerstreut wurde.

Barb dokumentierte in Steinbrunn folgende Gebäude im Detail:

  • Objekt I: viereckiges Gebäude, stark zerstört. minderwertiges Mauerwerk, Hypocausten https://de.wikipedia.org/wiki/Hypokaustum (Heizgänge), rund 100 kleine Bronzemünze aus dem 4. Jhdt. n. Chr.
  • Objekt II: stark zerstörtes Gebäude, ziegelgepflasterte Apsis mit einer Heizung, Barb vermutet eine Badeanlage
  • Objekt II: nur vereinzelt Mauerwerke, vielleicht ein Wirtschaftsgebäude
  • Objekt IV: unregelmäßige Mauern, zahlreiche Eisengeräte
  • Objekt V: massiver Wohnbau, nur zur Hälfte in den Grundmauern: Hier wurden die Ziegeln der 10. Legion gefunden. Barb meint, der Bau sei in späterer Zeit umadaptiert worden, denn er fand innerhalb des Baus drei Gräber, weiters zahlreiche Tongewichte der Völkerwanderungszeit, römische Kleinfunde vom 1. bis zum 4. nachchristlichen Jahrhundert und Kleinfunde aus der Zeit zwischen dem 7. oder 8. Jahrhundert.

Bemerkungen:

  • Die Recherchen zu diesem Artikel beziehen sich auf einen Artikel von Alfons Barb aus dem Jahr 1949. Barb bezieht sich wieder auf seine Erinnerung und einen Artikel, den er vor dem Zweiten Weltkrieg verfasst hat.
  • Die Ausgrabungen 1932 in Steinbrunn waren im Vergleich zu heutigen Standards wenig professionell: Der Erde wurde mit Spaten abgetragen (das zeigen alte Aufnahmen) und Fundstücke wurden einfach aufgesammelt. Ein vorsichtiges, schichtweises Arbeiten, wie es heute üblich ist, wurde nicht durchgeführt.
  • Die Verwendung von Militär-Ziegeln spricht tatsächlich für einen Militärbau in Steinbrunn. Ziegel desselben Typus wurden etwa bei Turmanlagen entlang des Limes an der Donau verwendet. Die Größe der in Steinbrunn gefundenen Fundamente weisen allerdings nicht die typischen Maße auf: Römische Befestigungsanlagen in unserer Gegend waren meist vom Burgos-Typ, einem Turm mit quadratischem Grundriss und etwa 10 Meter Seitenlänge. Die von Barb freigelegten Fundamente haben keine Quadratform, sondern passen eher auf eine römische Villa.
  • Barb wünschte sich eine Aufarbeitung der Funde. Ob diese nach 1949 erfolgt ist, ist mir nicht bekannt.

Barb, Alfons, A.: Angebliche und wirkliche Römertürme im Burgenland. Burgenländische Heimatblätter 11. 1949 (3), 106—113. 611

2 Gedanken zu “Die Römer gingen in Steinbrunn baden

  1. es würde mich nicht wundern wenn sich hier tatsächlich ein art militärlager befunden hat weil es ein ziemlich markanter strassenknotenpunkt war. aber es kann auch sein, dass es zur villa rustica dazugehörig war, die sich unmittelbar am bahnübergang, direkt an der quelle befand. ich hab einen ganz anderen verdacht und auch einige funde die mich was anderes vermuten lassen. ich bin aber noch nicht soweit um das auch bestätigen zu können. war erst letzte woche 2016 da und muss noch einige dinge auswerten. ausserdem plane ich einen drohnenflug mittels kamera….wer sich interessiert, kann mich ja kontaktieren.

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    • Hallo Gerhard
      Habe die Seite leider erst jetzt gefunden.
      Würde mich interessieren ob dein Drohnenflug erfolgreich war
      da ich mir selber eine zulegen möchte um mir mein Luftbilder selber zu machen.
      Bin bis dato auf Google Earth angewiesen,hab aber schon eine menge gefunden.
      Würde mich freuen wenn du mich anrufen könntest.
      Tel.0676/7058266
      Lg Robert

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