1933 wurde am sogenannten „Karner“ am Steinbrunner Friedhof eine Gedenktafel der im Ersten Weltkrieg (1914-1918) gefallene „Ortsangehörigen“ enthüllt (Kriegerdenkmal). Die Aufzählung der Gedenktafel könnte nicht vollständig bzw. nicht korrekt sein.

Erst seit wenigen Jahren sind die sogenannten „Verlustlisten“ der Gefallenen des Ersten Weltkriegs umfassend zugänglich und bilden eine wichtige Quelle für die Erforschung der Geschichte des Ersten Weltkriegs. Eine dieser Verlustlisten aus April 1916 enthält folgenden Eintrag:
„Sacsics Istvan, Inft., k. u. LIR. Nr. 13, Büdöskut, 1877, Gelbsucht, 1./2. 1916 gestorben im mob. ResSpit, Nr. 52 beerdigt am Soldatenfriedhof in Rozyszcze“
Ein Istvan (Stefan) Sacsics, geboren 1877, findet sich aber auf der Gedenktafel nicht. Zwar sind Schreibfehler in den Verlustliste häufig (zB könnte mit Sacsics der Familienname Kacsics gemeint sein, den es in Steinbrunn damals gegeben hat), Fehler bei den Angaben aber selten.
Auf Gedenktafel wird einem Schorschitz (Schoretits?) Stefan gedacht, der auch 1877 geboren, beim HIR 13 eingesetzt war und 1916 fiel.
Spricht man Schorschitz undeutlich aus, könnte da nicht Sacscis herauskommen? Könnte Sacsics nach dem Ersten Weltkrieg in Schorschitz eingedeutscht worden sein?
Im Vergleich passt der Kriegsschauplatz mit jenem in der „Verlustliste“ aber überhaupt nicht zusammen. Laut Gedenktafel fiel Schorschitz in Italien, Sacics wurde aber in Rozyszcze, einer Stadt in der Ukraine, beerdigt.
Die Hinterbliebenen und Verwandten der Gefallenen wussten über Feldpostbriefe Bescheid, wo ihre Männer eingesetzt waren, auch die „Verlustlisten“ wurden gelesen. Daher kann davon ausgegangen werden, dass sich die einzelnen Einträge auf der Gedenktafel mit dem Wissen der Verwandten über das Schicksal ihrer Gefallenen decken. Andererseits sind die Angaben in den amtlichen „Verlustlisten“ in Bezug auf Einheit und Sterbeort sehr verlässlich. Eine vorsichtige Konklusio wäre daher: Stefan Sacsics wurde auf der Gedenktafel nicht berücksichtigt. Es gibt aber eine plausible Erklärung (siehe unten).
Es gibt weiterer Ungereimtheiten rund um die Gefallenenliste, die sich aber auflösen lassen: Stephan Laszakovits, geboren 1885 in Stinkenbrunn, Kutscher, war seit 1916 im Osten vermisst. Seine Frau Barbara (geb. Gmasich) stellte 1924 bei Gericht einen Antrag auf die Eröffnung eines Verfahrens zur Todeserklärung, der Fall ist in Gerichtsakten dokumentiert. Die Gedenktafel nennt zwar einen Laszakovits Stefan, der allerdings 1887 geboren und 1915 gefallen war. Eine Namensgleichheit bei typischen Steinbrunner Familiennamen (zB nennt den Gedenktafel drei (!) Johann Gludovatz) kam häufig vor. Aber: Beide Ste(ph)fans sind am 8. August geboren. Das wäre nun ein Zufall zu viel. Es handelt sich wohl um dieselbe Person. Es wäre nur zu klären, ob das Geburtsdatum auf der Gedenktafel oder im Gerichtsakt korrekt ist…
Ein weiterer Fall: Laut dem Akt des Todeserklärungsverfahrens von Alois Grauszer, geboren 15. Juni 1888 in Stinkenbrunn, ehelicher Sohn des Peter Grauszer und der Justine geb. Mitrovits, ledig, Schuhmacher in Stinkenbrunn, galt dieser ab seiner letzten Feldpost vom 1. August 1915 aus Russland als vermisst. Laut Gedenktafel fiel er aber 1915 in Italien. Das scheint nicht plausibel, weil seine Einheit, das Infanterieregiment 76, 1915 an der Ostfront eingesetzt war.
Es gibt eine Erklärung, die die beiden Fälle auflösen könnte: Den Hinterbliebenen war der Kriegsschauplatz Italien für ihre Gefallenen „akzeptabler“ als Russland, sodass sie Angaben nicht weiter hinterfragten. Dann wäre Schorschitz eigentlich Sacsics, in der Ukraine gefallen und begraben, aber laut Gedenktafel in Steinbrunn in Italien gestorben.