Wir schreiben das Jahr 1902. Nachdem sein Vater das Rübenfeld südöstlich vom Ort (Ried Rogozi) geackert hatte, findet der 9-jährige Rudolf Stanits eine kleine metallene Statue in der Erde. Sie wird gereinigt und nach Hause gebracht.
Viele Jahre später, im Jahr 1928 – der Erste Weltkrieg war vorbei, aus dem Jungen war mittlerweile ein Gastwirt in Neufeld geworden – bietet Stanits dem eben erst gegründeten Burgenländischen Landesmuseum die geheimnisvolle Statuette an. Museumsdirektor August Barb ist begeistert und erkennt sofort: Die Bronzefigur stellt einen römischen Flußgott dar. Stanits will die Statue dem Landesmuseum verkaufen, der Ankauf kommt aber nicht zustande. Barb plant aber eine Grabung an der Fundstelle.
Durch einem Irrtum gräbt man 1933 aber nicht im Ried Rogozi, sondern in der Nähe des Hartl, wo man schon früher zahlreiche Funde aus verschiedenen Epochen gefunden hatte. 1965 kauft das Landesmusuem die Bronzestatue, 1967 folgte die Erstpublikation.
Die Figur ist 12,6 cm lang und 8,7 cm hoch und stellt einen liegenden Flussgott dar. Inschrift ist keine vorhanden. Die Bronze ist nicht vollständig erhalten, darauf weisen die Bruchstellen bei den Füßen des Flussgottes hin. Der ehemalige Landesarchäologe Karl Kaus datiert den Steinbrunner Flussgott zwischen 100 und 275 nach Christus.
Bis heute haben an der richtigen Fundstelle des Flussgottes keine Grabungen stattgefunden. Aufgrund von Luftaufnahmen und Bodenuntersuchungen weiss man aber, dass in diesem Bereich eine römische Villa gestanden hat. Wahrscheinlich ist es, dass die Flussgott-Statue auf einem Altar in dieser Villa angebracht war. Bei Untersuchungen an der Statue stellte man fest, dass diese schon in der Antike großer Hitze ausgesetzt gewesen sein musste. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass die römisch Villa und mit ihr die Bronzestatue abbrannte.
Karl Kaus rätselt, warum die Flussgott-Statue an einer Stelle gefunden wurde, die vom nächstgelegenen Fluss, der Leitha, so weit entfernt ist. Wer heute mit offenen Augen den Bereich der Fundstelle aufsucht, wird sich darüber aber weniger wundern. Der Ried liegt südöstlich des Ortszentrums am Ortsbach, in Sichtweite des Altstoffsammelzentrums der Gemeinde („Putenfarm“). Ganz in der Nähe wurde ein Fischteich angelegt. Ursprünglich gab es hier ein ausgedehntes Sumpfgebiet mit Schilf, dass vom Ortsbach gespeist wurde. Die römische Villa lag also in unmittelbarer Nähe zu einem Feuchtgebiet, auch Überschwemmungen gab es hier immer wieder. Eine Wassergottheit passt also durchaus hierher.
Literatur/Quellen:Karl Kaus, Ein römischer Flußgott aus Steinbrunn, Burgenländische Forschungen Sonderband XXII, 237